Dienstag, 27. Dezember 2011

Freitag, 23. Dezember 2011

3 Tage Bissamcuttack, 3 Tage Kalkutta, 53 Stunden Bahnfahrt: Teil 3 – Kolkata, und in 24 Stunden wieder zurück nach Hause

Unsere Zeit in Kolkata ist schon wieder eine gewisse Zeit her, und gerade deswegen möchte ich euch noch ein bisschen davon erzählen.
An einem Tag schlenderten wir ein bisschen durch die Stadt, über den Blumenmarkt zum Ufer des Flusses Hoogli.
Der Hoogli ist ein Arm des Ganges, und deswegen ist auch sein Wasser heilig für die Hindus. Am Ghat (Ufertreppe), von dem aus viele Menschen im Fluss baden, leben ein paar Sadhus. Unser deutscher Freund hat sie in seiner Zeit in Kolkata kennengelernt, und wir beschlossen, ihnen spontan einen Besuch zu bestatten. Weiterlesen!

Donnerstag, 15. Dezember 2011

3 Tage Bissamcuttack, 3 Tage Kalkutta, 53 Stunden Bahnfahrt: Teil 2 – Erster Tag in Kolkata und 24 Stunden Zugfahrt

Kolkata, und seine zwei Seiten



Nachdem wir drei Tage in Bissamcuttack verbrachten, und ich fünfmal das Innere unserer aller Körper bestaunte, hieß das nächste Ziel Kolkata. In Deutschland sagen wir alle Kalkutta, und in England Calcutta, und in Frankreich weiß ich nicht was, aber eigentlich heißt die Stadt eben Kolkata. Genauso wie Orissa nicht Orissa heißt, sondern Odisha. Das wurde vor 2 Monaten offiziell geändert. Viele Ortsnamen werden und wurden in Indien wieder in ihren ursprünglichen Namen geändert. Man will sich von den englischen Namen lösen. Aus Bombay wurde Mumbai, aus Madras Chennai und aus Bangalore neulich Bengaluru.

Wir hatten uns entschieden, spontan nach Kolkata zu fahren, weil wir vom deutschen Konsulat der Stadt zum Adventskaffee eingeladen waren worden, und diese Einladung eine gute Gelegenheit bot, Kolkata zu erkunden, und ordentlich Kuchen zu essen, anständigen Kaffee zu trinken, und vielleicht einen einigermaßen deutschen Weihnachtsbaum zu erblicken.
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Freitag, 9. Dezember 2011

3 Tage Bissamcuttack, 3 Tage Kalkutta, 53 Stunden Bahnfahrt: Teil 1 – Bissamcuttack und 5 Stunden Bahnfahrt



Meine Organisation hat in Indien nicht nur wida als Partner zum Einsetzen von jungen Leuten wie mir, sondern auch ein christliches Krankenhaus in Bissamcuttack. Dort wohnen zurzeit Gabriel und Gyde. Gabriel ist gerade erst aus Kolkata angekommen und für Gyde ist ihre Zeit in Indien schon fast wieder vorbei. Sie nimmt an einem dreimonatigen Freiwilligenprogramm teil. Und weil das wie gesagt schon fast wieder vorbei ist, wollten wir sie noch mal ein paar Tage besuchen.

Die Indische Eisenbahn

Damit verbunden war auch unsere allererste Bahnfahrt in Indien. Das Ticketbuchen war eine große Freude.
Wer Langzeitfrustration erleben möchte, sollte die Seite www.irctc.co.in besuchen. Auf dieser wundervollen Seite, die von der Regierung verwaltet wird, ist besonders dem Nutzer mit ausländischer Kreditkarte ein grenzenloser Spaß garantiert, da die Seite einfach nicht funktioniert.
Doch auch als Inder wird man hier auf Trapp gehalten. Die Verbindungen durch das flächenmäßig siebtgrößte Land der Welt darf man sich komplett selbst raussuchen, mit Umsteigepunkten.
In dem Punkt ist die Deutsche Bahn und auch der Hamburger Verkehrsverbund eine tolle Truppe.

Unsere erste Bahnfahrt dauerte 220 Kilometer und 5 Stunden an.
Die indische Eisenbahn ist der größte Arbeitgeber der Welt.
In dem Punkt sind sie eine große Truppe.
Auch sonst ist das indische Bahnfahren eine große Angelegenheit. Auf dem Dach sitzt hier allerdings niemand. Wir saßen in der Sleeper Class. Sehr spartanisch, das Günstigste was man reservieren kann, und man hat Platz zum Schlafen.
Zum Kontrollieren kommt der Schaffner mit einer gigantischen Boardingliste wie im Flugzeug, setzt sich zu einem und dann werden alle Namen abgehakt.
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Mittwoch, 7. Dezember 2011

3 Tage Bissamcuttack, 3 Tage Kalkutta, 53 Stunden Bahnfahrt

Die letzten sieben Tage waren wir ordentlich unterwegs. 3 Tage Gast in einem indischen Krankenhaus. 3 Tage in Kalkutta, und 53 Stunden Zugreise darzwischen.
In den nächsten Tagen kriegt ihr einen kleinen Einblick in das, was ich dort erlebt habe.
Allein die Bahnreisen sind durchaus erzählenswert.


Montag, 28. November 2011

Kleine Anekdote zum Kindernothilfemeeting



Wie Hannes schon geschrieben hat, waren wir neulich auf einem Meeting der deutschen Kindernothilfe. Alle Partner der Kindernothilfe in Indien waren angereist. Thema der Veranstaltung war "Right to Education". Doch auf dem Meeting wurde auch über andere Themen diskutiert. Am meisten wurde eigentlich über den Klimawandel gesprochen, da es hier in der Nähe eine sehr aktive Jugendlichengruppe gibt, die sich mit dem Thema beschäftigt. Die Green Ambassadors. Der geneigte Leser mag sich vielleicht an sie erinnern. Im Oktober hatten wir hier eine kleine Konferenz mit ihnen.

Während die Erwachsenen also auf Englisch über den Klimawandel redeten, lief die Klimaanlage im Hotel auf Hochtouren. Viele von uns haben gefroren. Außerhalb des Saals hatten wir 30° und drinnen 16°.

Die Kinder, von denen viele kein Englisch sprachen, stellten irgendwann die Frage: "Warum benutzt ihr eigentlich die Klimaanlage, wenn ihr unbedingt gegen den Klimawandel angehen wollt?"


Die Truppe gefällt mir.


Darauf hatten die Erwachsenen keine richtige Antwort. Selbstverständlich wurde ordentlich geklatscht. "Richtig Kinder, richtig Kinder!" Aber ausgemacht hat die Anlage dann trotzdem keiner.

P.S. Für die Leute, die es interessiert, was ich hier schreibe: Ich bin bis Freitag nicht da. Wir besuchen eine Deutsche, die im nördlichen Teil von Orissa in einem Krankenhaus arbeitet. Mal sehen, ob danach mal wieder was zu erzählen habe.

Sonntag, 27. November 2011

Ein Beitrag von Hannes: Die Zusammenarbeit von wida mit der deutschen Kindernothilfe



WIDA arbeitet schon seit vielen Jahren mit der Kindernothilfe zusammen. Seit 2009 arbeiten sie auch im Bereich der Kinderpatenschaften mit der deutschen Organisation zusammen. Insgesamt werden so 300 Adivasi- und Dalitkinder aus dem Koraput District unterstützt. Anders wäre es ihnen nicht möglich zur Schule zu gehen oder sogar einfach genügend Nahrung zu bekommen. Überall sieht man hier tagsüber Kinder auf den Feldern arbeiten, die Kuhherden weiden oder in Semiliguda auf der Straße betteln. Auch während meiner Zeit in Kondh Pungar habe ich in der ganzen Woche nur einmal ein Kind von der Schule zurück kommen sehen. Als ich einige Kinder gefragt habe, warum sie nicht in der Schule seien, antworteten sie entweder, dass ihr Lehrer einfach nicht gekommen sei, oder er sich krankgemeldet hat.

Dieses „Lehrerproblem“ ist sehr gravierend in Orissa. Keiner überprüft ernsthaft die Anwesenheit der Lehrer in den abgelegenen Schulen, wodurch die Lehrer einfach nicht kommen müssen und ihr Geld leicht verdienen. Eigentlich gibt es in jedem Dorf einen Ausschuss, der sich um die Schulangelegenheiten, also auch die Lehreranwesenheit, kümmert. Es ist jedoch sehr einfach für die Lehrer die Dorfbewohner einzuschüchtern, da Leuten mit Bildung hier sehr großer Respekt entgegen gebracht wird und es kaum einer wagt sich jemandem mit einer Position, wie der eines Lehrers, entgegenzustellen, auch wenn sich die Betroffenen natürlich sehr unfair behandelt fühlen. Wer sich als einzelne Person gegen den Lehrer stellt muss damit rechnen, dass sein Kind in der Schule keine Chance auf eine gerechte Behandlung hat.


Da ich gerade einen Bericht über meine ersten drei Monate in Indien schreibe, möchte ich mit euch ein Video aus der Anfangszeit bei wida teilen. Wir hatten noch keine Genehmigung uns frei in Indien zu bewegen, und so verbrachten wir recht viel Zeit mit dem Spiel Carrom. Es kommt aus Indien, spielt man wohl aber auch in Deutschland, wie mir Lena erzählt hat. 
Wer ihren Blog noch nicht gesehen hat, sollte das an dieser Stelle unbedingt tun.
http://lenafotografie.blogspot.com/


Donnerstag, 24. November 2011

Begegnungen in Koraput - Dr. Vijay Benedict, früher "The Disco Dancer"


 Auf den JELC Youth Days in Koraput war an einem Abend großes Konzert angesagt.
Dr. Vijay Benedict, ein ehemaliger Bollywoodsänger, der mit dem Song „I’m a disco dancer“ in den 80ern nationale Bekanntheit erlang. Auch in der Sowjetunion war der Song wohl ziemlich angesagt. Mittlerweile singt er christliche Pop-Gospels, und wenn er dann mal ein paar Verse seines gigantischen Hits anstimmte, waren so manche indische Konzertgäste nicht mehr zu halten. Bei uns Deutschen kam sein Auftritt doch etwas schräg an. Zum einen sind wir mit Christen-Pop-Gospelsongs eher weniger vertraut, und zum anderen ist es für uns noch merkwürdiger, dazu so dermaßen abzutanzen wie unsere indischen Altersgenossen.
Was die Atmosphäre noch einzigartiger machte, war die Tatsache, dass der Herr seine Band auf mehreren CDs mitbrachte, und so zwischen seinen Gospels lustige Pausen entstanden, in denen er auf der Bühne teilweise mehrere Minuten inne hielt, um den  nächsten schmetternden Gospel mit hinterlegten Superbeats aus seiner CD-Mappe auszuwählen, die er stets in der Hand hatte. Anfangs dachte ich, es wäre eine Bibel. So hat er sie jedenfalls gehalten.

Wie aus dem Disco-Dancer der Prediger wurde

Dr. Vijay Benedict war erfolgreich im Bollywoodbusiness unterwegs, bis zu dem Tag, an dem er erfuhr, dass sein Bruder, der an der Rezeption eines 5 Sterne-Hotels in Deutschland gearbeitet hatte, ermordet worden war, weil er Zeuge eines Drogenhandels wurde, und versucht hatte die Polizei zu alarmieren.


Mittwoch, 23. November 2011

Einblick Eindruck Einsicht

Verehrte Leserschaft,

der Blog zeigt eine neue Seite. Auf Einblick Eindruck Einsicht findet ihr Einblicke, Eindrücke und Einsichten.

Alles ausschließlich in Bildform und ohne Worte.


Dienstag, 15. November 2011

Indian Youth



Wenn man auf Youth Days geht, kann man sich denken, dass man viele Jugendliche treffen wird. So war es dann auch in meinem Fall.
Und für mich als junger Mann aus Europa ist es immer wieder etwas Besonderes die männliche indische Jugend ab ca. 16 Jahren zu treffen. Die sind nämlich etwas anders drauf. Das durften Hannes und ich in Koraput mal wieder erfahren.
Ein junger Kerl sollte uns morgens immer vom Hotel abholen und dann zum Veranstaltungsgelände bringen.  Das hat er auch gemacht, nur legte er ein etwas anderes Verständnis vom zusammen durch die Gegend gehen an den Tag, als wir es taten. Zu aller erst nahm der Gute mich erst mal an die Hand. „Like bride and groom.“, beobachtete er selbst sehr treffend. „We do it this way in India.“ Das beobachtete ich selbst auch. Das machen wirklich viele junge indische Männer. Händchen halten. In Deutschland macht man das eher selten, und somit fand ich das irgendwie ein bisschen eigenartig. Aber sofort abgelehnt habe ich das nie, das ging auch nicht, denn der Gute legte keinen Wert auf dieses übliche Gefrage, und schnappte sich einfach meine Hand. Ich machte das dann eine gewisse Weile mit, um mich dann irgendwie wieder daraus zu befreien. Entweder musste ich ihm auf einmal dringend etwas zeigen, oder musste mit der Hand unbedingt etwas trinken.
Manchmal fanden wir das Verhalten unserer indischen Altersgenossen ziemlich aufdringlich. Wir waren schnell die „best friends“, wurden umklammert, und mir wurde auch gerne mal unerwartet durch mein wunderschönes Haupthaar gestreichelt.
Da merkt man, dass man verschiedenen Kulturen entstammt.
Was unsere Jungs in Koraput in der Regel nicht verstanden, waren Situationen, wo wir mal nicht Hände halten, und vielleicht auch mal ein paar andere Leute kennenlernen wollten.
Wenn wir uns von unserem Hotelabholfreund entfernten, sagte er bei der nächsten Gelegenheit jedes Mal zu mir: „You left me man. Why did you leave me? You MUST come with me.“ Und ergriff dann, na klar, meine Hand. Hannes fragte er gerne: „Are you angry at me?“ Und das aus für uns völlig heiterem Himmel. Das war bedrängend und einfach mal nicht entspannt.

Auf der  anderen Seite ist diese mir im Moment noch sehr fremde Freundschaftskultur irgendwie rührend. Wenn ich mal wieder Freddybrother genannt werde, oder wie seit letzter Woche von jüngeren Zeitgenossen: Freddyuncle.




abgefahren.

Wenn ich hier in Indien mit meiner Nikon rumlaufe, werde ich öfters mal um Fotos gebeten. Wenn ich dann meinem indischen Kollegen das Foto zeige, werde ich oft gefragt, ob ich ihn (Mädchen fragen das nicht) nicht weiß machen könne. "Could you bleach me?" "Could you wash me on that pic?" "Could you make me white on that one?"

Am Anfang war ich ziemlich erschreckt über diese Fragen, mittlerweile finde ich das gar nicht mehr so irre. Denn wir Weißen würden ja auch gerne anders aussehen, bräuner. Und diejenigen die braun sind, die wären gerne heller.

Aber bearbeitet werden die Fotos trotzdem nicht. 
Und ich packe mir auch keine Bräunungscreme auf die Haut.

JELC Youth Days Koraput



Nachdem meine erste indische Erkältung fast überstanden habe, die ich mir letzte Woche eingefangen habe, möchte ich ein bisschen von dem erzählen, was ich in den letzten Tagen erlebt habe. Dass ich mich zu dieser Zeit hier in Indien erkälte ist übrigens kein Zufall. Viele Menschen hier müssen das in diesen Tagen durchstehen. Denn auch hier in Indien ändert sich das Wetter im November. Jetzt haben wir tagsüber manchmal nur noch frische 22°...oiyaya.

Vom 3. bis zum 6. November haben wir auf den JELC Youth Days in Koraput teilgenommen. Die Jeypore Evangelical Lutheran Church (JELC) ist der Kirchenverband der Region, und die Youth Days standen ganz unter dem Thema des „Climate Change“.

Auf den Youth Days habe ich den Klimawandel aus einer für mich völlig neuen Perspektive betrachten können. Aus der Perspektive derjenigen, die diesen Wandel direkt zu spüren kriegen.
Verursacht wurde der Klimawandel ja eher in der Gegend aus der ich komme, im „Westen“.
Doch diejenigen, die das Ganze so richtig zu spüren kriegen, wohnen woanders. Zum Beispiel in Indien. Dürreperioden werden öfter, der Monsun spürbar unregelmäßiger.

Die „entwickelten“ Länder haben die Welt zu stark belastet, worunter heute die ärmeren Länder leiden müssen. Eine Entwicklung für die bis jetzt der „Westen“ die Verantwortung zu tragen hat.


Deutschland hat weniger als ein Vierzehntel der Einwohner Indiens, trotzdem war sein Stromverbrauch 2006 mit 549 Milliarden Kilowattstunden höher als der Indiens, wo 517 Milliarden Kilowattstunden Strom verbraucht wurden.


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Beim indischen Friseur.

Heute war es für mich mal wieder so weit. Ich musste mal wieder zum Friseur. Ich gehöre zu der Fraktion, die diesen immer wiederkehrenden Termin so weit heraus schiebt, wie es nur irgend möglich ist. Und danach frage ich mich jedes Mal: Warum eigentlich? Wahrscheinlich weil sich meistens sowohl Schneidender als auch Kunde gezwungen fühlen oberflächliche Gespräche über Dies und Das und Gott und die Welt zu führen. Das nervt, da meine Konzentration in diesen Momenten vollständig dem gilt, was mit meinen Haaren passiert. Denn das ist für mich jedes Mal ordentlich spannend, da ich es bis heute noch nicht geschafft habe, den Frisierenden klipp und klar zu machen, was genau sie aus meiner Haarpracht machen sollen.


Heute war die Situation ähnlich. Der Friseur sprach kein Englisch, ich zeigte nur mit den Fingern, wie lang es werden sollte, und dann ging's auch gleich los. Dank der Sprachbarriere gabs auch kein Gerede über Dies und Das und Gott und die Welt, und ich konnte mich ganz auf das entstehende Werk konzentrieren. Am Anfang sah es gut aus, dann grausam, um dann recht zufriedenstellend zu enden. Trotzdem gibt es an dieser Stelle kein Foto. Da müsst ihr schon rüber kommen, um die aktuelle Haarpracht bestaunen zu können.


Nachdem das Haareschneiden geglückt war, habe ich mir gleich noch die klassische Nassrasur mit Klappmesser geordert. Ziemlich angenehm.


Der ganze Spaß hat mich 50 € äh Rupien gekostet, und das sind, guck dafür auf die nächste Seite: 

Dienstag, 8. November 2011

Coming up

Ein Ex-Bollywood-jetzt-Christenpopsänger. Indische Freundschaft. Klimawandelbewusstsein in Indien.
United Nations-Lunch.

Dazu zwei wunderbar passende Lieder, die trotzdem nichts miteinander zu tun haben:





19

Tja, ich bin jetzt in meinem letzten Teenagerjahr angelangt. Genauer gesagt, letzten Mittwoch.
Er war ein schöner Start in dieses besondere Jahr, ich bekam ein paar kleine Aufmerksamkeiten von meinen indischen Freunden, und hatte Glück, dass an diesem Tag ein großes Meeting (das hatte nichts mit meinen Geburtstag zu tun) von wida war. Da waren alle anwesend, auch ich, und die Damen und Herren veranstalteten eine kleine Überraschungsfeier für mich und Sen, der auch Geburtstag hatte. Wir  bekamen eine Torte.
Das war das erste Gebäck meines ganzes Lebens auf dem mein Name geschrieben stand, in essbar (warum Sens Name nicht auch drauf stand bleibt mir ein Rätsel). Ich war so überrascht, dass ich kein Foto gemacht habe. Was mich dazu auch noch durcheinanderbrachte war die Aufgabe die kleine Torte in 25 Stücke für alle Anwesenden zu schneiden, da Sen mir diese Aufgabe dankend überlassen hat. Neu für mich war auch der indische Brauch, sich mit der Torte gegenseitig zu füttern. Sen fütterte mich, ich fütterte ihn, wie auf einer Hochzeit.


Meine Geburtstagstorte in selbstgemalt

Meine königlichen sieben Stunden Feldarbeit mit Thron



Auch wenn meine Putsilwoche schon zwei Wochen her ist, habe ich noch ein bisschen  davon zu erzählen. Für meine Woche hatte ich mir fest vorgenommen ein bisschen Feldarbeit mitzumachen, und an einem Mittwoch war es dann soweit. Das ganze Dorf machte sich auf, den kollektiv gepulten Knoblauch auf den Feldern zu pflanzen. Jetzt war also klar, warum wir zwei Tage lang ganze Berge des Mundgeruchgewürzes bearbeitet hatten.

Wir gingen gemeinsam los, und auf dem Feld ging es dann schnell an die Arbeit. Da merkte ich, dass ich überhaupt keine Ahnung von Landwirtschaft hatte und habe. Ich nämlich an, die Zehen kreuz und quer in den Boden zu drücken. Suba machte mir dann per Gestik klar, dass man schön ordentlich in Linien in den Boden drücken muss, und das machte ich dann auch, schön ordentlich.
Knoblauch rein, Knoblauch rein, Knoblauch rein, Knoblauch rein, Linie fertig, weiter rücken, Knoblauch rein. Das habe ich fast sieben Stunden lang gemacht, von 10 bis kurz vor 5 am Nachmittag in der prallen Sonne.

Mein Arbeitsplatz
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Sonntag, 30. Oktober 2011

Feuerholz, Wald, und das Dorf weiß alles



Morgens nach dem Aufstehen wusste ich in Putsil nie wie der Tag werden würde. Die einzigen Gewissheiten waren Frühstück, Mittag- und Abendessen. Entsprechend gespannt war ich jeden morgen. Jeder Tag war eine kleine Herausforderung.

Nach der billigen Ankündigung gestern, erzähle ich euch jetzt wie mein Feuerholzsammeltag war.

Als Anguli Dienstagmorgen kurz erwähnte, dass sie Feuerholz sammeln gehen würde, sah ich meine Chance. Kurzer Einschub: Hier in Orissa wird „A“ wie „O“ ausgeprochen – Onguli. Marshal und ich fragten also Anguli, ob ich mitkommen könne, worauf sie furchtbar lachen musste und sagte: „Das möchte ich aber mal sehen, wie du das machst.“ Tja, ich auch. Fand ich schon mal gut, dass wir da die selben Erwartungen hatten.
Einer meiner Putsilfreunde war ob meiner Aktion sehr skeptisch. „Freddybrother, don’t go!“ Die jüngeren Leute in Putsil nannten mich immer Brother. Freddy oder Frederick ist ein Name, mit dessen Aussprache man als Inder so seine Probleme hat. Er konnte das einigermaßen. Mein Putsilfreund sorgte sich, dass ich im Wald hinfalle, es kräftemäßig nicht aushalte, oder – und es schien mir manchmal so, als sei das das Schlimmste – ich hungrig. Ich erklärte ihm, dass ich das ungedingt machen wollte, da ich ja wissen wollte wie ich das mache, das Holzsammeln, und Anguli wollte das auch wissen, also musste er mich ziehen lassen. Aber nicht ohne dass ich was esse. „Take biscuits Freddybrother.“ Mit zehn Keksen in der Tasche und Cappy auf dem Kopf war ich dann startklar. Weiterlesen:

Freitag, 28. Oktober 2011

Hast du mal Feuer für mich?

Diese Frage hört man oft aus der Glimmstängellutscherfraktion. In Hamburg, Bottrop und Guadalajara, um ein paar Orte zu nennen.

In Putsil hat man Feuer. Nicht in der Hosentasche, sondern im Wald.



Der Blogschreiber ist zum Feuerholzsammeln mitgekommen und hat versucht ein bisschen daran teilzunehmen. So weit er konnte.

Wie das war lest ihr morgen. Ich bin jetzt im Besitz eines eigenen Internetsticks. Ein wahrer Grund zur Freude.

Anbei ist das Thema des "Hast du mal Feuer?"s noch mal auf einer bedeutsameren, wissenschaftlichen Ebene betrachtet. Das kann ich nicht leisten. Das kann nur Diplom-Psychologin Lisa Fischbach, die ElitePartnerin. Superklasse.

Geht das jetzt mal ausprobieren an der nächsten Bushaltestelle. Das klappt sicher. Und wenn es euch dann nach spannendsten Abenteuern droht wieder in den Alltag gezogen zu werden, kommt vorbei, dann gibts wieder was zu lesen. Wobei so tolle Tipps wie die von der ElitePartnerin einmalig auf diesem Blog bleiben werden.


""Hast Du mal Feuer?" Dieser Anmachspruch war früher ein beliebter Klassiker. Zu Recht, findet Diplom-Psychologin Lisa Fischbach von der Online-Partnervermittlung ElitePartner: "Gerade in Bars oder Diskotheken war diese Eröffnung völlig unverfänglich. Charmant gestellt konnte die Frage ein geeigneter Gesprächseinstieg sein, bei Desinteresse blieb es lediglich beim Anzünden der Zigarette." Wegen der Ausweitung der Rauchverbotszonen müssen Singles künftig rauchfreie Flirtstrategien einsetzen.

Tipps zum Flirten - ohne Zigarette
  1. Der Inhalt des Gesagten ist nicht entscheidend, um das Eis zu brechen. Der erste Eindruck entsteht zu 93 Prozent aus Gestik, Mimik und Stimme. Viel wichtiger ist also, wie die Worte rübergebracht werden. "Achten Sie auf eine präsente Haltung, eine klare Stimme und schauen Sie Ihrem Gegenüber in die Augen. Wenn die Ausstrahlung stimmt, ist die Themenwahl zweitrangig", so Lisa Fischbach.
  2. Die Einstiegsthemen können also lapidar sein. Ob örtliche Gegebenheiten oder das Wetter: Hauptsache leicht und jeder kann etwas dazu sagen. Wenn zwei Menschen sich sympathisch sind, ergibt sich auch daraus eine nette Unterhaltung. Nur Lästereien und heikle Themen wie Politik sind tabu.
  3. Über was Sie auch reden: Hören Sie Ihrem Gegenüber auf jeden Fall aufmerksam zu! Single-Coach Fischbach: "Geben Sie ihm das Gefühl, dass er Ihnen wichtig ist und schenken Sie ihm Aufmerksamkeit." Lächeln Sie von Zeit zu Zeit - so wirken Sie sympathisch und selbstbewusst.
  4. Komplimente kommen immer gut an. Sie nehmen dem Gespräch die Unschuld, lenken es eindeutig in Flirtbahnen. Auf allzu Beliebiges sollten Sie aber verzichten: "Damit sich Ihr Gegenüber wirklich freut, sollten Komplimente vor allem individuell und ehrlich sein", verrät die ElitePartner-Psychologin.
  5. Wem partout nichts einfällt, der kann ruhig bei der Feuerfrage bleiben. Wenn die Antwort lautet: "Hier herrscht doch Rauchverbot!" lässt sich mit einem charmanten "Ich weiß, ich brauchte nur einen Grund, Dich anzusprechen" kontern. Damit ist die erste Hürde schon einmal genommen."
superspitzenquelle: http://www.elitepartner.de




Donnerstag, 27. Oktober 2011



Mahavira erreicht das Nirvana.
Rama kommt endlich nach Hause.
Krishna besiegt einen Dämonen und rettet 16 000 Frauen.


Es gab einiges zu Feiern.




Ich hoffe, liebe Leserschaft, ihr hattet gestern, wissend und unwissend, ein schönes Diwali.

Zum Nachlesen: http://de.wikipedia.org/wiki/Diwali

Dienstag, 25. Oktober 2011



Erster Tag.
Mein erster richtiger Tag in Putsil war ein Sonntag. Nach dem ich in der Nacht sensationell schlecht geschlafen hatte, morgens einen Chai getrunken und zum Gottesdienst gegangen bin, bei dem Anwesenheitspflicht herrscht für jeden Putsilbewohner, war ich gleich auf mich allein gestellt, Marshal musste nach Semiliguda. Im Gottesdienst wurde ich der Gemeinde vorgestellt, ich stand vorne, und aus jedem Mund der 100 Familien ertönte zeitgleich ein „Namaskaar“. So wusste jetzt also jeder wer ich bin, und woher ich kam, nur ich kannte fast niemanden. Der einzige Name, den ich mir schnell merken konnte, war Suba. Bei Suba konnte ich jeden Tag essen, sie war meine Ansprechperson im Dorf. Ich finde es witzig, sie so zu nennen, da sie kein Englisch sprach und ich nur ein paar wenige Wörter Kuwi und sehr schlechtes Oriya, aber irgendwie haben wir uns trotzdem ein bisschen verständigen können.

Ich überlegte mir, was man wohl so macht, frisch angekommen in einer völlig neuen Umgebung. Ich beschloss, einfach mal durch das Dorf zu schlendern, jedem „Hallo“ zu sagen, und zu gucken, was die Menschen in Putsil so treiben. Weiterlesen:



Erster Abend.
Die letzten sieben Tage (0,000943 % meines Lebens) habe ich in einem Dorf namens Putsil verbracht. Putsil liegt 40 Minuten Offroadfahrt entfernt von Semiliguda, wunderschön geschützt von saftig grünen Hügeln, und am Fuß von Orissas höchstem Berg, dem Deomali.
100 Familien leben im Dorf. Der Großteil von Putsil gehört einem Stamm der Ureinwohner Indiens an, den Adivasis. Der Stamm der Einwohner Putsils heißt Kondh, ihre Sprache Kuwi.
Nur eine der Familien gehört nicht den Adivasis an, sie gehört zu den Dalits, den Kastenlosen, die sich selbst „die Gebrochenen“ nennen.
Dalits sind ursprünglich Hindus.
Adivasi folgen einem Naturglauben. Ihre Götter haben sich nicht im Himmel niedergelassen, sondern in den Bergen.

Allerdings begegnete ich bei meiner Ankunft weder Hindus noch Anhängern einer Naturreligion. Putsil ist 100% christlich. Das erste, was man vom Dorf sieht, ist die Kirche. Die Gemeinde ist noch recht jung, die Menschen sind vor 40-60 Jahren konvertiert. Damals kamen Leute aus meinen Kulturkreis, um sie zu überzeugen, dass das Christentum die bessere Wahl sei. Wie sie das gemacht haben weiß ich nicht.

Als ich ankam, wurde ich erst mal vom Dorfpräsidenten begrüßt. Er gab mir einen kurzen Kuwicrashkurs. Weiterlesen:

Samstag, 22. Oktober 2011

Seid gespannt

Wie es ist, eine Woche in Putsil zu leben, erfahrt ihr sehr bald. Schon in weniger als 100 Stunden.

Knoblauch, falschrum gehaltene Zigarren und getrocknetes Holz werden dabei zentrale Rollen spielen.

Seid gespannt.

Karma adu

Wer weiß, was das heißt, sagt Bescheid.


Freitag, 14. Oktober 2011

Eine Woche offline



Liebe Blogleser,

der Blogschreiber wird sich ab morgen, Samstag, für sieben Tage in einer Welt ohne Internet, auf einem kleinen indischen Dorf befinden. Danach gibt's sicherlich einiges zu schreiben.

Bis dahin wünsche ich weiterhin viel Freude am deutschen Herbstwetter mit 10-15°. ;)

Donnerstag, 13. Oktober 2011

Ja, auch Computer kann man ehren.



Letzten Donnerstag war überall in Indien der Höhepunkt des großen Duserafestes, dass überall anders ausgeübt, aber immer Anfang/Mitte Oktober gefeiert wird. Man richtet sich bei der Wahl der Woche da ganz nach dem Mond.

Es ist ein Hindu-Fest.

Hier in unserer Gegend gilt die Aufmerksamkeit an diesem Tag der Verehrung von Werkzeugen. Im Norden beispielsweise feiert man Rama's Sieg über Ravana. (Wem die Namen nichts sagen, der sollte sich mit dem Epos Ramayana beschäftigen).

Gleich am Morgen ging bei uns auf dem Campus die Zeremonie los. Aufwendig wurde auf dem Hof ein kleiner Altar aufgebaut, die Gaben ruhten auf vielen großen grünen Bananenblättern und wir guckten die ganze Zeit ordentlich zu. Um den kleinen Altar war der ganze Fuhrpark, sowie einige Hämmer und Sägen von IRDWSI aufgebaut, bereit geweiht zu werden. Nachdem Buja, der normalerweise unser Fahrer ist, als Leiter der Zeremonie alles vorbereitet hat, und dabei die weltberühmte rote Paste angerührt hat, die ein jeder Hindu auf der Stirn trägt, ging die Weihung los.
Übrigens fand ich dem ganzen Spektakel riesige Flecken der heiligen Paste hinten auf meinem T-Shirt. Woher die kamen habe ich keine Ahnung, aber schlecht ist das wohl sicherlich nicht.

Vor jedem Auto wurde eine Kokosnuss zerschlagen, der Saft in den Motorraum getröpfelt, was sicherlich bei so manchen deutschen daheimgebliebenen Landesgenossen schlimmste Bedenken der Sicherheit des armen Autos ausgelöst hätte.

Aber keine Angst, denn die lieben Autos wurden ja geweiht/gesegnet/verehrt. Oder alles auf einmal. Da bin ich noch nicht ganz dahinter gekommen. Das Ganze ging dann noch mit Weihrauch und ein bisschen Farbe auf jedem Reifen weiter.

Der Abschluss der Segnung/Weihung/Verehrung war das Zerquetschen einer vor jeden Reifen gelegten Limone durch sanftestes Vorfahren, wobei man sich vorher selbstverständlich nicht das obligatorische Leerlaufgasgebenhammerklasse nehmen lassen wollte. Auch die guten Mahindras macht ordentlich Sound.

Selbiges wurde mit jedem Zweirad gemacht. Ich hatte die große Ehre mit dem Naturweihinstrument, der sagenhaften Kokosnuss, ein paar Motorräder zu weihen/segnen/ehren. Buja hat sie dann zur Sicherheit nochmal nachgeweiht/gesegnet/geehrt, womit ich vollkommen einverstanden war, da es mir leider nicht gelang, die Kokosnuss mit nur einem einzigen Schlag zu öffnen, so lässig wie er das immer macht.
Tja, ich bin eben kein Hindu. ;)
Trotzdem versuche ich meine Öffnungskünste stetig zu verbessern. Seit letztem Donnerstag haben wir drei Kokosnüsse gewaltsamst geöffnet und roh mit Zucker gegessen, was die Inder eher selten zu tun pflegen.

Was ich absolut klasse fand am Dasara, dass auch ein jeder Computer von IRDWSI einen der berühmten roten Punkte auf seine Stirn bekam. Außer unsere, die waren aufm Zimmer.
Mehr Bilder gibt es hier

Samstag, 8. Oktober 2011

Bambustempel und das Gegenteil eines jeden Badesees



Zum Abschluss der Konferenz hat unsere Organisation einen Ausflug für die Kinder organisiert. Da wollten wir unbedingt mit, und ich bin sehr dankbar, dass das auch geklappt hat.
Mit drei Jeeps ging es am Nachmittag Richtung NALCO-Gelände (die größte Aluminiumraffinerie Asiens).
Den Jeep, indem ich mitfuhr teilten wir uns zu 14. Ich saß ganz hinten und hat die große Ehre so manches Schlagloch intensivst kennenzulernen, wenn ich mal wieder mit dem Kopf an die Decke knallte.
Die Fahrt war klasse, wir fuhren mit ordentlich gut aufgedrehter indischer Musik durch das wirklich riesige Gelände von NALCO, das im Grunde eine eigene kleine Stadt  ist mit Krankenhäusern und allem Drum und Dran.

Unser erster Halt galt einem Bambustempel auf dem Gelände.

Freitag, 7. Oktober 2011

Children’s Movement For Climate Justice – Eine Konferenz in drei Sprachen und zwei Tagen







Dienstag und Mittwoch hatten Hannes, Mimi und ich, die Ehre an einer Kinderklimakonferenz teilzunehmen. Zur Konferenz kamen Kinder aus Andhra Pradesh, Orissa, und drei Deutsche: Hannes, Mimi und Frederick. Es wurden die Sprachen Telugu, Oriya und Englisch gesprochen. Unter drei Teilnehmern gelegentlich auch Deutsch.
Unterstützt wurde die Konferenz, der Hannes, Mimi und Frederick beiwohnten, unter anderem von der deutschen Kindernothilfe.
Auf der Konferenz diskutierten die Kinder über die Ursachen des Klimawandels, über seine Auswirkungen, was sie dagegen tun können und wo sie sich in dem Thema als Kind wiederfinden können.
Die Konferenz wurde auch von Kindern geleitet. Ein Mädchen war so selbstsicher und geübt in ihrer Gestik, dass man hätte denken können, sie wäre erwachsen. Das war schon erstaunlich. Über den Inhalt ihrer Reden kann ich nichts sagen, sie waren auf Telugu, Englisch verstand sie sehr schlecht.
 In einem Gespräch mit einem anderen Kind habe ich erfahren, dass das Mädchen aufgrund ihres Talents extrem stark von ihrer NGO, dem Children’s Movement For Climate Justice, gefördert wird. Mehr als alle anderen.  Mit Stimmbildung und allem drum und dran. Zweifelhaft, ob das für ihre Gruppe gut ist.
Wie alle anderen Kinder, die auf der Konferenz waren, kommt sie aus einer sehr armen Familie. So arm, dass ihr Vater das Geld für die Schule strich. Jetzt bekommt sie das Geld von der NGO. Ihr Name bedeutet übrigens übersetzt, wenn ich das richtig verstanden habe, „Happy Money“.

„Happy Money“ hat am ersten Tag der Konferenz eine Präsentation gehalten, was das CMCJ bis jetzt alles gemacht hat. Zum Glück saß neben mir ein Betreuer, der mir Teile der Präsentation ins Englische übersetzen konnte, denn das war echt unglaublich.

Da geht's weiter:

Elefanten auf grünen Hügeln – Ein Gottesdienst in Lethiguda


Lethiguda Downtown

Die Heimat der zwölf Elefanten



Sonntag haben wir Dinesh besucht. Er wohnt in Lethiguda, das ziemlich in der Nähe des Aluminiumwerks liegt, und ist dort Pastor. Wir haben ihn schon in Deutschland kennengelernt, so kam es zur Einladung zu seinem Gottesdienst.
Dieser ging über gute dreieinhalb Stunden. Und die Predigt  war auf  Oriya, weswegen wir 2 Übersetzerinnen hatten. Auf dem indischen Land ist es üblich sehr laut und mit viel Gestik zu predigen, weil die Menschen oft schlecht gebildet sind, und man als Pastor mit weicher Stimme keine Aufmerksamkeit bekommt.
Das führte dann dazu, dass ich den Übersetzungen kaum folgen konnte, so richtig eigentlich nur, wenn der Strom ausfiel und die Ventilatoren aufhörten, sich zu drehen.
Tradition in der indischen Kirche ist es, dass die Männer erhaben auf Plastikstühlen sitzen und die Damen auf dem Boden. Dinesh versucht über viele kleine Schritte – small small steps, wie er sagt – diese Traditionen zu durchbrechen, und so durchmischen sich langsam die Ränge in der kleinen Kirche von Lethiguda, die mir irgendwie mexikanisch anmutete. Ganz in weiß, unscheinbar und mit einem Kreuz über der Haupttür, auf die die Sonne geradezu prallte.
Ein Ansatzpunkt für den Wandel der Gewohnheiten der Dorfbewohner ist die Pfadfindergruppe, die Dinesh vor zwei Jahren gegründet hat. Die Gruppe trifft sich einmal in der Woche. Sie bedeutet den Kindern sehr viel.
Denn für sie ist die Kirche der einzige Punkt im Dorf, die ihnen Unterhaltung, Bildung, Spaß und Abwechslung geben kann. Ein Ort, von dem die Kinder über die Grenzen ihres Dorfs blicken, hinwegspielen und lernen kann.

Dineshs Predigt drehte sich an diesem Sonntag komplett um Elefanten. Warum?

Samstag, 1. Oktober 2011

Bodisil und die verfrühte Minderpikmentiertheitsabreise (UPDATE: Video)


Ram, der Ingenieur


Da fehlen noch ein paar Dichtungen - Das Wasserkraftwerk






Donnerstag sind wir endlich, im dritten Anlauf mit Ram, einem Ingenieur aus Chennai, in das Dorf Bodisil gefahren. Dort ist in den letzten Monaten ein Wasserkraftwerk entstanden, was dem Dorf  Zugang zu elektrischem Strom beschert.

Mit Ram haben wir das erste Mal einen Brahmanen in Indien getroffen. Ein Mensch aus der höchsten Kaste der Hindus, der Gelehrtenkaste. Erfahren haben wir das nur, weil er das erzählt hat.
Einbilden tut er sich darauf nichts, was durchaus Konfliktpotenzial hätte, wenn er das täte, solange er auf unserem Campus wohnt, da hier viele Dalits (niedrigste Kaste) arbeiten. Er müsste sich ungefähr zehnmal am Tag waschen. Er dürfte traditionell betrachtet noch nicht mal die Schatten der Dalits kreuzen. Das hätte bedeutet: ab unter die Dusche, aber zackig.
Aber so ist Ram nicht drauf. Er kommt ja schließlich hierher, um Menschen, die ganz gewiss nicht seines Schlages sind, Strom zu geben.
Weiterlesen kannst du hier:

Donnerstag, 29. September 2011

HARIBO, NOBITE und VICTORINOX finden neue Fans in Indien


Der Montag dieser Woche begann mit einem freudigen Ereignis. Die Pakete, die mir meine Mutter aus Deutschland geschickte hatte, waren angekommen.
Mit Lust auf das inbegriffene HARIBO öffnete ich die Pakete, die dafür, was in ihnen alles enthalten sein sollte verdammt leicht waren und lustig ramponiert aussahen.
Und siehe da: Jemand anderes mochte mein HARIBO, mein Taschenmesser, - und ja na klar – mein Mückenzeug so gern, dass er die Sachen einfach behalten musste.
Danach ging meine Laune erstmal sämtliche Bauxithügel Orissas runter, aber ich sah schnell ein, dass es nichts bringt, sich darüber aufzuregen. So funktioniert Indien eben im Moment. Ich frage mich nur, wie man mir hier was schicken kann, so dass wenigstens ein paar Gummibärchen meine Augen erblicken können, bevor sie dann ihrer endgültigen Bestimmung nachgehen.

Ich hoffe sehr, lieber neuer Taschenmessermückenspraybesitzer und HARIBO-Gourmet, dass dir die Sachen gefallen, und sie dir mehr helfen als mir. Aber das nächste Mal solltest du die Pakete netter wieder verpacken.





Samstag, 24. September 2011



So wie der junge Mann unter der Haube seines sonnengelben Busses steht, fühlte ich mich gestern.
Wir waren wieder mit Sunanda auf Krankheitenkatalogisierungsfahrt. Dieses Mal sind wir sehr, sehr weit gefahren.
Im ersten Dorf wurden wir noch vor 10 Uhr morgens von einem besoffenen Anwohner recht aggressiv zugetextet. Kein Bier vor vier gilt hier nicht.
Für den schweren Weg zum Feld muss man Kraft tanken. Deswegen wird morgens nach dem Frühstück selbstgebrauter Reiswein/-schnaps eingenommen. Und abends auch. Zum Ausspannen.

Nach diesem Einblick unter die Haube des indischen Feldarbeiterlebens und in die Dorfalkoholszene ging es in das nächste Dorf.
Dort angekommen, erzählte uns ein älterer Herr, dass 75% der Einwohner unter Epilepsie leiden würden. Fünfundsiebzig Prozent.

Nachdem sich inzwischen ein um Geld bittender Sitaspieler ungefragt zu uns gesellt hat, und anfing zu spielen, kreierte dieser genau die seltsam mystische Stimmung, die der ältere Herr scheinbar brauchte, um mit dem, was er erzählen wollte, fortzufahren.

Er erzählte uns nämlich, dass diese Fünfundsiebzigprozent der Gemeinschaft immer exakt am Vollmond ihre Anfälle bekommen würden.
Ein merkwürdiger Vormittag war das.

Vom Teekampftrinken, Guerillas und Beamtenportemonnaies


Bei einem von inzwischen zahlreichen Dorfbesuchen der letzten Zeit erstreckte sich unser Aufenthalt bis zur Dämmerung. Sunanda und den Fahrer machte das sehr unruhig. Das merkte man richtig. Die Bewohner des Dorfs boten uns noch Tee an, der wurde schnell runtergekippt, und dann hieß es auf einmal im Laufschritt ab zum Auto.
Als ich Sunanda fragte, warum wir uns so beeilen müssten, hieß die Antwort nur: „Hurry up, Hurry up, I tell you in the car..“
Als wir dann unseren Mahindra Bolero mit ohne Anschnallgurt abgehetzt erreichten, erklärte Sunanda uns den Grund für die ganze Eile.

In manche Dörfer hier in der Gegend kommen abends, zur Zeit der Dämmerung, Maoisten.
Die Maoisten, andere Bezeichnung Naxaliten, sind eine militante, guerilla-ähnliche Gruppierung. Sie versuchen mit Gewalt den indischen Staat zu „revolutionieren“ (wie sie es sicher sagen würden). Und zwar nach ihrer Interpretation der Thesen Maos.
Ihr Hauptanliegen ist es, die Armen der ländlichen Gegenden zu stärken und sich für sie einzusetzen. Deswegen gehen sie in die Dörfer, um mit den Menschen aktuelle Anliegen zu diskutieren.
Für uns sind Begegnungen mit Maoisten deswegen unangenehm, weil sie dann versuchen alles über einen herauszufinden, und einen, wenn man denn ungünstige Antworten gegeben hat, auch gerne verfolgen.
IRDWSI genießt einen sehr guten Ruf in der Gegend, gerade bei der Dorfbevölkerung.
Die Organisation arbeitet mit Dörfern zusammen, von denen der Staat im Vorfeld gar nicht wusste, dass sie existieren.
Deswegen ist es unwahrscheinlich, dass wir Probleme mit dieser guerilla-artigen Vereinigung bekommen, aber da sollte man lieber jedes Risiko vermeiden.
Wenn sie nämlich den Eindruck gewinnen, dass man irgendwie von der Regierung kommt, hat man sehr schlechte Karten.
Lehrer, die ihnen nicht gefallen, verschwinden mal für eine Woche im Wald. Regierungsautos kriegen es mit Landminen zu tun.

Der Hass auf die Regierung ist groß in den ländlichen Gegenden Indiens, was den Maoisten eine ausgezeichnete Rekrutierungsgrundlage bietet.
Das Problem, das Indiens Regierung hat, ist die Korruption. Eigentlich bietet sie den ländlichen Gegenden viele Subventionen. Das Problem dabei ist, dass davon nur 20% ankommen, der Rest versickert in Beamtenportemonnaies.
Das macht sauer. Richtig sauer. Und agressiv. Da greift ein Maoist gerne zur Axt.
Hier in der Gegend gibt es eine Schule. Auch sie erhielt staatliche Subventionen.
Zu seinem eigenen Unglück steckte sich der für die Verteilung zuständige Collector einen nicht unerheblichen Teil in sein Beamtenportemonnaie. Mit der Konsequenz: Kopf ab.
Und damit das niemand nochmal macht, ließen die Maoisten seinen Kopf auf der Straße vor der Schule liegen.
Nach dem Mordanschlag gingen die Korruptionsfälle in der Gegend drastisch zurück. Gut für die Bevölkerung.

Doch es bleibt die Frage offen, ob der Mensch wirklich so primitiv ist, dass es keinen anderen Weg zur Lösung gibt, als Kopf ab. Ahimsa scheint die Maoisten nicht sonderlich zu begeistern.

Ein anderes Mal tötete ein Maoist einen auch bei IRDWSI angesehenen Beamten, weil der den Bauarbeiten für sein Haus zu wenig Geld gegeben hätte.
Vor der Baustelle seines Hauses steht heute ein Denkmal. Die Tat verstand niemand. Auch nicht die Bauarbeiter.

Gegen die Korruption kämpft zur Zeit auch ein älterer Herr. Auf friedliche Art. Auf nationaler Ebene. Sein Name ist Anna Hazare.

Er hat ein neues Gesetz entworfen. Die Jan Lokpal Bill.
Sie stellt Korruption unter harte Strafen. Nachdem er 16 Tage dafür hungerte, wurde das Gesetz akzeptiert. Allerdings mit dem Einwand, dass der Premierminister davon befreit bleibt.

Es ist amüsant, dass eine Regierung Probleme damit hat, sein Oberhaupt unter ein Gesetz gegen Korruption zu stellen.

Anna Hazare sorgt sich, dass man mit dieser Ausnahme wieder schnell alte Verhältnisse herstellen kann: Herr A. versteht sich blendend mit dem Premier, und kann sich deswegen erlauben für die Ehefrau ein bisschen Steuergelder zu sparen. Herr B., der unter A. arbeitet, ist A.s bester Freund, und hätte so gerne einen größeren Fernseher, Frau C. kann den Wunsch ihres Kollegen nur unterstützen, und am Ende hat man wieder den korrupten Schulbeamten mit Geldbörse in Extragröße.


Die Verbreitung der Maoisten in Indien

Montag, 19. September 2011

„Ask me about being famous.“

Ein Augentest

Der "Ask me about being famous"-Junge


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Die Grenze zweier Kulturkreise
Donnerstag und Freitag sind wir mit Sunanda, einer jungen Ärztin, in die Tribaldörfer gefahren. Sunanda katalogisiert dort die Krankheiten der Dorfbewohner, mit dem Ziel zusammen mit IRDWSI im Januar ein Rehabilitationszentrum für diese Menschen zu errichten, die sonst keine medizinische Hilfe bezahlen könnten.
Gleich im ersten Dorf freuten sich die Menschen sehr über das Ankommen unseres Jeeps. Nachdem uns erstmal eine Kuhherde samt Hirte kreuzte, stürmten alle Dorfbewohner von 150 Zentimetern Körpergröße und vor Vollendung des 13. Lebensjahres auf uns zu.
Sie lachten und posierten mit größter Hingabe vor meiner Kamera. Nach vielen Verbeugungen und einigem Händeschütteln ging es dann in Richtung Hauptplatz des Dorfes.
Den unglaublichen Kontrast zu Deutschland realisierte ich vollends, als ich eine Kindergruppe beobachtete, dessen Teil ein kleiner Junge war.
Er musste wohl ein bisschen, zog die Hose herunter, und pinkelte einfach auf die Straße.
Das würde ein deutsches Kind vielleicht auch machen. Dieser kleinen Erleichterung würde allerdings ein cholerischer Anfall seiner Frau Mutter folgen. Auf dem indischen Dorf fand der kleine dafür keinerlei Beachtung.
Man sieht in den Dörfern oft Plakate von UNICEF, auf denen einfache Hygieneroutinen wie Händewaschen abgedruckt sind.
Die NGOs versuchen damit die Wichtigkeit von Hygiene in den Alltag der Menschen zu rücken.

Am Dorfplatz angekommen, ging die Aufnahme der Krankheiten los. Um Gastfreundschaft zu beweisen, gab man uns eine Decke zum Sitzen. Als wir uns setzten waren wir im wahrsten Sinne des Wortes umzingelt, und wir weißen Europäer wurden angeglotzt und glotzten zurück. Die meisten Menschen hatten keine Probleme ihre Leiden preiszugeben, wenn jemand schüchtern war, oder zu krank, um selbst zu sprechen, wurde ihm von den anderen geholfen.
Bis auf zwei Ausnahmen, waren die Krankheiten der Menschen sehr verschieden. In den fünf Dörfern, die wir besuchten, sahen wir Menschen mit Parkinson, deformierten Körperteilen und verschiedenen Lähmungserscheinen. Viele Menschen erfuhren bis jetzt kaum eine Behandlung. Theoretisch steht ihnen eine Rente zu. Diese umfasst sagenhafte 200 Rupien. Das sind 2,50€ und damit kommt man auch nicht in Indien für einen Monat aus.

Worunter die meisten Menschen litten waren Erblindungen und schwere Hörschäden.
 Fast alle Fälle lassen sich auf eine Ursache zurückführen. Wie so gut wie alle Menschen auf der Welt, benutzen auch die Menschen in Orissas Dörfern Salz zum Würzen ihrer Mahlzeiten. Sie benutzen sogar frisches Salz aus den Bergen.
Genau da liegt die schlimme Falle, in die die Bewohner der Dörfer zwangsweise tappen werden.
Das unbehandelte Bergsalz führt auf Dauer zu den Hörschäden und Erblindungen, die fast alle älteren Menschen in den Dörfern plagen.
Selbst Salz ist ein Gut, dass sich die Menschen auf den Dörfern oft nicht leisten können.
In derartige Zustände kann ich als Deutscher nicht hineinversetzen. Mit meinen 100 Euro Taschengeld pro Monat könnte ich in Salz baden gehen.
Endgültig verwirrt war ich, als Sunanda mich auf dem Weg fragte: „Have you got villages like these in Germany too?“ Und meine Antwort dann nur war: No, no, no... no. Absolutly not.“

Das einzige was wir da haben sind Trecker, Kühe, ein paar Felder, Bier und Salz.

Ein Mitglied der Erwachsenengeneration von 2030 (ein kleiner Junge) trug ein Shirt mit dem fetzigem Aufdruck: „Ask me about being famous.“
Ich denke darüber nach, was er wohl sagt, wenn man ihm den Reichtum der Leute, die sich famous nennen und genannt werden, zeigen würde.
Wenn man ihn wirklich fragen würde, wie er es findet, dass Artgenossen in Übersee und teilweise in seinem eigenen Land, viele viele Geldscheine für Taschen hinlegen, auf denen hunderte Male auf braunem Grund die Initialen eines schon längst verstorbenen Franzosen stehen, der seinen Namen wohl sehr schätzte und dies kundtun musste, und er sich noch nicht mal Salz leisten kann.

Viele Europäer, Stadt-Inder und allgemein westlich geprägte Menschen sagen nach längeren, aber doch zeitlich klar begrenzten Dorfbesuchen, das Leben dort sei magisch, urig, pur, und eine echte Lebenserfahrung. In ein paar Wochen werde ich selbst ein solcher Besucher aus Europa sein. Ich bin gespannt, ob ich das dann auch so empfinde. Momentan bin noch sehr skeptisch, ob das Leben dort wirklich so magisch und urig ist.
Momentan sehe ich fast nur die Dinge, die ihnen fehlen. Strom, sauberes Wasser, Bildung. Ich bin gespannt, ob sich mein Fokus in einem Monat verschiebt, und ich spüren kann, was die Menschen dort haben.
Wenn, dann wird es etwas sein, dass ich bis dahin nicht kannte.

Was der „Ask me about being famous.“-Junge wohl nach deutsch-schweigsamer U-Bahn-Fahrt und anschließender Stadtbesichtigung bei einer Currywurst über Berlin denken würde?
"Pure Lebenserfahrung"? Wer weiß. Vielleicht.
Irgendwie sind die Menschen immer vom Gegenteil dessen fasziniert, was innerhalb ihrer Reichweite liegt.

Vielleicht wird der Junge auch später mal die Stimme des stark benachteiligten ländlichen Indiens, die dem Land fehlt, und „Ask me about being famous“ der Slogan einer seiner großen Kampagnen.
Es hat mich wirklich umgehauen, dass der kleine Mann dieses Shirt anhatte. Ziemlich makaber, der Spruch.
Die Menschen hier müssen Kraft entwickeln, gehört zu werden. Und daran arbeitet meine Organisation "Integrated Rural Development Of Weaker Sections In India"
Das scheint Indien wirklich zu gebrauchen. Sonst wird es weiterhin über den Großteil seiner Bevölkerung hinweg entscheiden.

Mittwoch, 14. September 2011

Registration


Als Ausländer, der eine längere Zeit in Indien verbringen möchte, muss man sich bei der indischen Regierung registrieren, bevor man sich frei und selbstständig bewegen kann. Montag waren wir deswegen in der Stadt Koraput bei der Polizeistation, um das klar zu machen. Hat auch alles soweit gut geklappt, nur jetzt haben wir erfahren, dass wir das nochmal machen dürfen, weil wir die Anträge so wie es auf dem Formular stand handschriftlich ausgefüllt haben.
Tja, jetzt haben die sich da wohl umentschieden, und wir sollen das digital machen.

Indische Behörden lassen sich nette Überraschungen einfallen.

Robinson Crusoe


Als Junge von 12 Jahre mein absolutes Lieblingsbuch gewesen, eifere ich dem guten Mann momentan stark nach.
Der Strom fällt hier gerne aus, und so versuche ich immer das Laptop so lange wie möglich am laufen zu halten.
Das Wasser aus dem Hahn kann man nicht trinken. Zum Zähneputzen kann man es auch nicht benutzen. Das bedeutet, immer schön Mund zu beim Duschen, nicht singen.
Wir hören hier den ganzen Tag Explosionen aus den Bergen. Anfangs dachte ich, hier ist vielleicht ein Stützpunkt der indischen Army oder so, aber jetzt wissen wir, die Explosionen kommen aus den Bergen. Aus den Bergminen. Hier wird vor allen Dingen Bauxit abgebaut. Damit macht dann die nette National Aluminium Company (NALCO), ja, Aluminium. Für diese größte Aluminiumraffinerie Asiens haben 50 000 Menschen ihr zu Hause verloren. Über das Werk werde ich versuchen mehr herauszufinden.
Ich schlafe hier das erste Mal in meinem Leben unter einem Mosquitonetz. Obwohl ich darauf achte, dass es möglichst immer geschlossen ist, stechen mich die Mücken trotzdem irgendwie.
Vor 2 Wochen lief hier ein Tiger über das Gelände und hat für ordentlich Unruhe gesorgt. Einen Wachhund hat er verletzt.
Zwei  andere Wachhunde verlassen seit dieser Tigerersterfahrung nicht mehr die Dachetage, und kläffen jetzt immer von da oben zu uns runter.
Aber keine Sorge, auf uns wird hier gut aufgepasst. 2 Etagen unter den schwersttraumatisierten Hunden hält ein Herr Nachtwache vor dem Haupthaus mit einem verrosteten Speer. Der Mann scheint eine eiserne Disziplin zu haben. Trotz seines gehobenen Alters scheint er die von vielen Menschen gern genossene Schlaf- und Ausruhpraktik generell abzulehnen. Tagsüber arbeitet er nämlich auch. Alle Achtung.
Leider spricht er kein Wort Englisch außer „Good Night“. Deswegen wird es noch einige Zeit dauern, bis mein Oriya vielleicht so gut ist, um hinter sein Geheimnis zu kommen.

Wenn ich mal meine deutsche Memmenbrille ablege, ist hier außer dem Tiger, dem mein größter Respekt gebührt und natürlich auch dem Nachtwächter, der an dieser Stelle nicht vergessen werden darf, da er derjenige ist, der gegen den Tiger in den Ring steigt, noch ziemlich wenig Robinson Crusoe Lifestyle angesagt.
Wir haben eine eigene Bleibe. Wir können jeden morgen duschen. Kalt, was allerdings für mich doch jeden morgen eine nette Überwindung ist.
Wir kriegen drei mal täglich Essen. Um acht, um eins, und um halb acht abends.
Das Beste ist der Chai jeden morgen.
Und wir haben Fahrer, die uns immer dahin bringen, wo wir hin müssen. Inklusive spendiertem Heißgetränk auf der Rückfahrt. Wenn wir sie dann auch mal einladen wollen, kommt immer der gute indische Spruch „No, no. It’s ok. It’s ok."

Gestern hatten wir den ganzen Tag keinen richtigen Strom.
Als Beweis für unser Low-Voltage-Licht hier ein kleines Video.



Essen: mittags Ei-Curry
            abends: Kartoffel-Gemüse-Curry