Sonntag, 27. November 2011

Ein Beitrag von Hannes: Die Zusammenarbeit von wida mit der deutschen Kindernothilfe



WIDA arbeitet schon seit vielen Jahren mit der Kindernothilfe zusammen. Seit 2009 arbeiten sie auch im Bereich der Kinderpatenschaften mit der deutschen Organisation zusammen. Insgesamt werden so 300 Adivasi- und Dalitkinder aus dem Koraput District unterstützt. Anders wäre es ihnen nicht möglich zur Schule zu gehen oder sogar einfach genügend Nahrung zu bekommen. Überall sieht man hier tagsüber Kinder auf den Feldern arbeiten, die Kuhherden weiden oder in Semiliguda auf der Straße betteln. Auch während meiner Zeit in Kondh Pungar habe ich in der ganzen Woche nur einmal ein Kind von der Schule zurück kommen sehen. Als ich einige Kinder gefragt habe, warum sie nicht in der Schule seien, antworteten sie entweder, dass ihr Lehrer einfach nicht gekommen sei, oder er sich krankgemeldet hat.

Dieses „Lehrerproblem“ ist sehr gravierend in Orissa. Keiner überprüft ernsthaft die Anwesenheit der Lehrer in den abgelegenen Schulen, wodurch die Lehrer einfach nicht kommen müssen und ihr Geld leicht verdienen. Eigentlich gibt es in jedem Dorf einen Ausschuss, der sich um die Schulangelegenheiten, also auch die Lehreranwesenheit, kümmert. Es ist jedoch sehr einfach für die Lehrer die Dorfbewohner einzuschüchtern, da Leuten mit Bildung hier sehr großer Respekt entgegen gebracht wird und es kaum einer wagt sich jemandem mit einer Position, wie der eines Lehrers, entgegenzustellen, auch wenn sich die Betroffenen natürlich sehr unfair behandelt fühlen. Wer sich als einzelne Person gegen den Lehrer stellt muss damit rechnen, dass sein Kind in der Schule keine Chance auf eine gerechte Behandlung hat.

Auf der anderen Seite erfährt jemand, der auf die Seite des Lehrers stellt, die Ablehnung des ganzen Dorfes, bekommt jedoch oft etwas Geld vom Lehrer und dem Kind geht es auch besser. Stellt sich ein ganzes Dorf gegen den Lehrer, wie es auch schon oft vorgekommen ist, so kommen die Lehrer meistens garnichtmehr in die Schule. Als WIDA dann bei der Regierung das Problem angesprochen hat, bekamen sie die Antwort, dass sich der Lehrer stark bedroht gefühlt hat und beschützt werden muss. Das zeigt, dass die Behörden sehr hinter den Lehrern stehen und keine Maßnahmen gegen die Verhältnisse ergriffen werden.

Vom 16. bis zum 19.11.2011 waren wir mit einigen WIDA-Mitarbeiten in der Küstenstadt Vishakhapatnam auf dem 11. Kindernothilfe Partners Meeting.  Dort trafen sich alle Partnerorganisationen der Kindernothilfe aus Indien. Sie stellten sich ihre Projekte gegenseitig vor tauschten sich über ihre Arbeiten aus. Das Hauptthema war „Right to Education“ und es wurden Wege ausgearbeitet, um die Probleme stärker in die Öffentlichkeit zu bringen und die Regierung stärker unter Druck zu setzen. Die Bridge Course Camps von WIDA sind ein Teil dieser Aktionen. Dort werden Kinder, die entweder noch nie in der Schule waren, oder aber auf Grund von verschiedenen Gründen nichtmehr zur Schule gehen können, auf die normale Schule vorbereitet. Der Unterricht findet insgesamt zehn Monate lang statt. In dieser Zeit werden die Kinder auf die 5. oder 7. Klasse vorbereitet, damit sie ihre Ausbildung auf einer normalen staatlichen Schule abschließen können. Somit wird ihnen die Möglichkeit gegeben die verpassten Unterrichtsinhalte aufzuholen. 

Für viele Kinder ist dies die letzte Möglichkeit überhaupt noch zur Schule zu gehen. Die meisten mussten zuhause bleiben, um ihren Eltern auf dem Feld zu helfen, oder die Eltern hatten einfach kein Geld, um das Kind zur Schule zu schicken. Ein Mädchen zum Beispiel wollte unbedingt zur Schule im 3 km entfernten Nachbardorf. Der Weg dorthin war jedoch zu gefährlich, als dass sie dort alleine hätte hingehen können und ihre Mutter hatte nicht genügend Geld, um sie auf eine staatliche Schule mit Schlafmöglichkeit zu schicken. Somit ist sie jahrelang nicht zur Schule gegangen, bis sie von dem Bridge Course Camp gehört hat und ihre Mutter gebeten hat sie dahin zu schicken.
Eigentlich muss per Gesetz jedes Kind in Indien eine Grundschule in 1 km Entfernung haben. Auf den Dörfern in dieser Gegend können die Kinder jedoch froh sein, wenn sie nur 3 km gehen müssen.

In den nächsten Monaten werden wir für WIDA und die Kindernothilfe die Berichte über die 300 Kinder, die hier mit Geldern unterstützt werden, überarbeiten und neuschreiben. Hierzu werden wir auf die Dörfer fahren und die Kinder interviewen. Diese Berichte werden dann an die Kindernothilfe nach Deutschland geschickt und von dort an interessierte Spender verteilt, die dann das Kind ihrer Wahl finanziell unterstützen.

Hannes Blog: www.meinjahrindien.blogspot.com

Anmerkung des Blogschreibers: Das silberne Etwas auf dem Bild ist eine besondere Lampe, die man in Indien bei Einweihungen erleuchtet. Ist hier wirklich recht verbreitet. An der Lampe ist ein kleines Ölbecken mit fünf Dochten, und für jeden Docht wird eine Person nach vorne gerufen, die diesen dann entzündet und meist auch noch ein paar Worte sagt.
Das Lehrerproblem interessiert mich sehr. Ich versuche in der nächsten Zeit soviel darüber zu erfahren, wie es mir möglich ist. Ihr werdet dann davon lesen. 
Einen schönen ersten Advent wünsche ich euch!

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