Gestern waren wir endlich mal wieder in
einem Dorf. Mit einer neuen Aufgabe. Das war gut. Es war gut endlich mal wieder
mit dem Motorrad durch die Hügel zu fahren und nicht zu wissen, wie schnell wir
fahren, weil der Tacho kaputt war. Da die meisten Motorräder hier keinen
funktionierenden Tacho haben, habe ich mittlerweile ein Gefühl dafür
entwickelt, wie sich km/h entwickelt. Wie der Wind mir in die Augen bläst, dass
ich heule. Was für Windföhnfrisuren ich bekomme. Der hatte gestern auch die
Temperatur eines Föhns.
Da es in letzter Zeit oft nachmittags
regnet und gewittert, sind die Pflanzen wieder so üppig grün wie damals im
September, als wir hier ankamen.
Die ganze letzte Woche verbrachten wir in
Jeypore bei einer Familie eines guten Freundes. Jeypore ist deutlich größer als
Semiliguda, eine richtige Stadt. Der ehemalige Sitz eines Maharajas.
Dementsprechend war es umso interessanter
in ein Adivasidorf zurückzukehren. In eine andere Kultur, in das große Indien.
Das Dorf. Es riecht nach getrocknetem Kuhdung, Rauch, Kerosin und ab und an
nach Palmenschnaps. Mangokerne liegen auf dem Boden.
Wir sind in das Dorf gefahren, um
GPS-Messungen für WIDAs neues Projekt zu machen. Low-Carbon-Farming. Es kann
sein, dass ich es schonmal erwähnt habe. Die Farmer auf den Adivasidörfern
nutzen keine Pestizide auf den Feldern. Seitdem sie Farmer sind, seit einer
langen Zeit, betreiben sie organische Landwirtschaft, was aktuell verdammt
angesagt ist auf der Welt. Nachhaltiges arbeiten.
Sie trifft der Klimawandel am härtesten.
Sie merken wie der Monsun unregelmäßig wird, sie sehen, wie dadurch ihre Ernte
ruiniert wird. Mit dem LCF-Projekt sollen sie Unterstützung erhalten, indem sie
in den Carbon-Market einbezogen werden. Für die Menge an Kohlenstoff, die sie
weniger ausstoßen, als Farmer die mit Pestiziden arbeiten, kriegen sie von
einer Dachorganisation Credits, die sie verkaufen können, und somit etwas Geld
erhalten.
Um den Kohlenstoffausstoß genau messen zu
können, müssen auch die Felder genau gemessen werden. Und so sind wir mit
knallgelben GPS-Geräten die Felder abgegangen, und sie mit einer Genauigkeit
von 10-15 Fuß gemessen. Danach haben die WIDA-Mitarbeiter den Menschen den
Klimawandel von der wissenschaftlichen Seite erklärt, dass es eine Ozonschicht
mit Löchern gibt, dass die westlichen Industrieländer für die Löcher sorgen,
und Indien auch. Wie zum Beispiel NALCO, die große Aluminiumhütte, 20 Kilometer
von hier entfernt. Früher hatten die mal zwei Schornsteine, jetzt sind es
sechs. Und unsere Arbeitsweise wurde erklärt, warum wir die Felder ausmessen,
und wie wir sie später in Google Earth (das Wort ist dort auch gefallen:
Google) mit Satellitenbildern vergleichen und dass von ihrem Dorf Bilder
existieren, wie von allem auf der Welt.
Ich denke, das ist ein gutes Projekt, was
wir da machen.
Später, als wir die Messungen mit den
Satellitenbildern verglichen hatten, zeigten Hannes und ich anschließend
Hamburg mit GoogleStreetview. Unsere Häuser, Straßen, Autos. Die Sachen, die
den Kollegen von WIDA auffielen, waren: "Everything looks neat and
clean", und "No people walking on the streets?".
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