Mittwoch, 14. September 2011

Registration


Als Ausländer, der eine längere Zeit in Indien verbringen möchte, muss man sich bei der indischen Regierung registrieren, bevor man sich frei und selbstständig bewegen kann. Montag waren wir deswegen in der Stadt Koraput bei der Polizeistation, um das klar zu machen. Hat auch alles soweit gut geklappt, nur jetzt haben wir erfahren, dass wir das nochmal machen dürfen, weil wir die Anträge so wie es auf dem Formular stand handschriftlich ausgefüllt haben.
Tja, jetzt haben die sich da wohl umentschieden, und wir sollen das digital machen.

Indische Behörden lassen sich nette Überraschungen einfallen.

Robinson Crusoe


Als Junge von 12 Jahre mein absolutes Lieblingsbuch gewesen, eifere ich dem guten Mann momentan stark nach.
Der Strom fällt hier gerne aus, und so versuche ich immer das Laptop so lange wie möglich am laufen zu halten.
Das Wasser aus dem Hahn kann man nicht trinken. Zum Zähneputzen kann man es auch nicht benutzen. Das bedeutet, immer schön Mund zu beim Duschen, nicht singen.
Wir hören hier den ganzen Tag Explosionen aus den Bergen. Anfangs dachte ich, hier ist vielleicht ein Stützpunkt der indischen Army oder so, aber jetzt wissen wir, die Explosionen kommen aus den Bergen. Aus den Bergminen. Hier wird vor allen Dingen Bauxit abgebaut. Damit macht dann die nette National Aluminium Company (NALCO), ja, Aluminium. Für diese größte Aluminiumraffinerie Asiens haben 50 000 Menschen ihr zu Hause verloren. Über das Werk werde ich versuchen mehr herauszufinden.
Ich schlafe hier das erste Mal in meinem Leben unter einem Mosquitonetz. Obwohl ich darauf achte, dass es möglichst immer geschlossen ist, stechen mich die Mücken trotzdem irgendwie.
Vor 2 Wochen lief hier ein Tiger über das Gelände und hat für ordentlich Unruhe gesorgt. Einen Wachhund hat er verletzt.
Zwei  andere Wachhunde verlassen seit dieser Tigerersterfahrung nicht mehr die Dachetage, und kläffen jetzt immer von da oben zu uns runter.
Aber keine Sorge, auf uns wird hier gut aufgepasst. 2 Etagen unter den schwersttraumatisierten Hunden hält ein Herr Nachtwache vor dem Haupthaus mit einem verrosteten Speer. Der Mann scheint eine eiserne Disziplin zu haben. Trotz seines gehobenen Alters scheint er die von vielen Menschen gern genossene Schlaf- und Ausruhpraktik generell abzulehnen. Tagsüber arbeitet er nämlich auch. Alle Achtung.
Leider spricht er kein Wort Englisch außer „Good Night“. Deswegen wird es noch einige Zeit dauern, bis mein Oriya vielleicht so gut ist, um hinter sein Geheimnis zu kommen.

Wenn ich mal meine deutsche Memmenbrille ablege, ist hier außer dem Tiger, dem mein größter Respekt gebührt und natürlich auch dem Nachtwächter, der an dieser Stelle nicht vergessen werden darf, da er derjenige ist, der gegen den Tiger in den Ring steigt, noch ziemlich wenig Robinson Crusoe Lifestyle angesagt.
Wir haben eine eigene Bleibe. Wir können jeden morgen duschen. Kalt, was allerdings für mich doch jeden morgen eine nette Überwindung ist.
Wir kriegen drei mal täglich Essen. Um acht, um eins, und um halb acht abends.
Das Beste ist der Chai jeden morgen.
Und wir haben Fahrer, die uns immer dahin bringen, wo wir hin müssen. Inklusive spendiertem Heißgetränk auf der Rückfahrt. Wenn wir sie dann auch mal einladen wollen, kommt immer der gute indische Spruch „No, no. It’s ok. It’s ok."

Gestern hatten wir den ganzen Tag keinen richtigen Strom.
Als Beweis für unser Low-Voltage-Licht hier ein kleines Video.



Essen: mittags Ei-Curry
            abends: Kartoffel-Gemüse-Curry


Motorrad, Motorrad!


Samstag hatte ich meinen ersten Ritt auf Indiens mit am meist genutztem Verkehrsmittel. Auf einem Motorrad.
Bis jetzt bin ich nur Beifahrer, aber bald lernen wir das Fahren und bekommen eine sogenannte Learner’s License. Damit darf man 60 km/h fahren.
HERO HONDA 
So sieht der Spaß als Beifahrer aus
Die Fahrt war, typisch für den indischen Verkehr, wiedermal äußerst lebhaft. Mein Herz ist zwei mal fast stehengeblieben auf der Fahrt, als wir einfach mal zwischen zwei LKW’s durchgefahren sind und direkt danach diversen Fahrrädern ausweichen mussten.

Schule auf indisch


An dem Tag, als wir das Dorf Pendajam besucht haben, um die Solaranlage einzuweihen, haben wir noch ein zweites Projekt von IRDWSI besucht.
Das Bridge School Camp.
Das Camp ist keine normale Schule. Es bereitet Kinder, die aus dem klassischen Schulsystem herausgefallen sind, oder nie Schulunterricht hatten, auf die zentralen Prüfungen des indischen Schulministeriums vor.
Als wir kamen, lief gerade der Unterricht.
Ich ging in die Klasse rein, und auf einmal standen alle Kinder auf und sagten wie aus einem Mund „Namasskaar!“
Sehr, sehr diszipliniert, die jungen Damen und Herren.
Der Tagesplan lässt keine Wünsche offen. Es geht los um 5 Uhr morgens, und endet um 22 Uhr.
Der nette Zeitplan

Die disziplinierten Damen und Herren
Diese 10 Monate werden richtig durchgezogen, und bieten den Kindern eine echte Chance nach der Zeit im Camp eine normale Schulausbildung zu erfahren.