Freitag, 7. Oktober 2011

Children’s Movement For Climate Justice – Eine Konferenz in drei Sprachen und zwei Tagen







Dienstag und Mittwoch hatten Hannes, Mimi und ich, die Ehre an einer Kinderklimakonferenz teilzunehmen. Zur Konferenz kamen Kinder aus Andhra Pradesh, Orissa, und drei Deutsche: Hannes, Mimi und Frederick. Es wurden die Sprachen Telugu, Oriya und Englisch gesprochen. Unter drei Teilnehmern gelegentlich auch Deutsch.
Unterstützt wurde die Konferenz, der Hannes, Mimi und Frederick beiwohnten, unter anderem von der deutschen Kindernothilfe.
Auf der Konferenz diskutierten die Kinder über die Ursachen des Klimawandels, über seine Auswirkungen, was sie dagegen tun können und wo sie sich in dem Thema als Kind wiederfinden können.
Die Konferenz wurde auch von Kindern geleitet. Ein Mädchen war so selbstsicher und geübt in ihrer Gestik, dass man hätte denken können, sie wäre erwachsen. Das war schon erstaunlich. Über den Inhalt ihrer Reden kann ich nichts sagen, sie waren auf Telugu, Englisch verstand sie sehr schlecht.
 In einem Gespräch mit einem anderen Kind habe ich erfahren, dass das Mädchen aufgrund ihres Talents extrem stark von ihrer NGO, dem Children’s Movement For Climate Justice, gefördert wird. Mehr als alle anderen.  Mit Stimmbildung und allem drum und dran. Zweifelhaft, ob das für ihre Gruppe gut ist.
Wie alle anderen Kinder, die auf der Konferenz waren, kommt sie aus einer sehr armen Familie. So arm, dass ihr Vater das Geld für die Schule strich. Jetzt bekommt sie das Geld von der NGO. Ihr Name bedeutet übrigens übersetzt, wenn ich das richtig verstanden habe, „Happy Money“.

„Happy Money“ hat am ersten Tag der Konferenz eine Präsentation gehalten, was das CMCJ bis jetzt alles gemacht hat. Zum Glück saß neben mir ein Betreuer, der mir Teile der Präsentation ins Englische übersetzen konnte, denn das war echt unglaublich.

Da geht's weiter:

Die Kinder haben Wanderungen durch Wälder gemacht, und dabei von einem Biologen die Vegetation erklärt bekommen. Sie haben Felder angelegt. Sie haben Müll aufgesammelt (was in Indien eine wirklich zeitintensive Angelegenheit ist), es kamen Wissenschaftler, die ihnen die Grundlagen des Klimawandels näher brachten.
Mit diesem Wissen sind die Kinder dann  durch viele kleine Dörfer gereist, um ihr Wissen über den Klimawandel zu verbreiten.
Das machten sie so gut, dass sie bald darauf in Radio und Fernsehen zu erleben waren. Selbstverständlich sind sie für derartige Ereignisse stets gewappnet. Sie haben ihre eigene grüne Uniform, bestehend aus einer Cappy und einer Weste, auf der „Green Ambassadors“ stand.

Wenn man Teil einer Dreisprachenkonferenz, und dazu auch noch Ausländer ist, ist es fast schon eine Sache von Natürlichkeit, dass man so gut wie nichts davon versteht, was die Menschen sprechen.
Dabei fühlt man sich streckenweise ziemlich isoliert, und man wird bei jedem gesprochenen Satz wehmütig, wissend dass man nach Satzende schon wieder etwas verpasst hat.
Was man dadurch allerdings sehr gut beobachten kann, ist wie die Damen und Herren laufend zwischen Englisch und beispielsweise Telugu hin und her pendeln.
Jedes Mal, wenn ein Satz auf Englisch begonnen wurde, freute ich mich, dass ich jetzt nicht nur im Begriff war interessante Laute zu hören, sondern sogar ganze Wörter. Oft ging der Redner nach ein paar angelsächsischen Wörtern wieder in Telugu über, und ich damit wieder zu einem Laute-Konzertgast-Dasein.

Man kann sich gar nicht vorstellen, wie gut es sich anfühlt, wenn ein solches Konzert dann durch eine Übersetzung in die Welt  der Verständlichkeit sein Ende findet. Man fühlt sich aufgenommen und es ist wie eine Einladung zu einem kleinen Erlebnis.
In den Pausen ging die langsam wohlbekannte Ein-Foto-mit-den-Ausländern-haben-wollen-Arie weiter, was sich oft mit unseren Bedürfnissen des Fotos-mit-Einheimischen-haben-wollen deckt, wobei die indischen Herrschaften darauf meistens noch um einiges mehr aus sind als wir.
In den Pausen gab es außerdem Chai aus dem Zapfhahn. Endlich konnte ich davon soviel trinken, wie ich wollte, was meistens 3 Tassen entsprach.

Abends gab es noch ein kleines Unterhaltungsprogramm, was teilweise doch sehr amüsant war. Ich ärgere mich sehr, dass meine Kamera das nicht miterlebt hat. Zwei indische Jungs haben nach bester Bollywoodboygroup ziemlich abgetanzt mit krassesten Moves. Die waren echt voll dabei, und ich musste aufpassen, dass sich mein Grinsen nicht zu herzhaftestem Loslachen entwickelt. Das Getanze in vollster indischer Teencoolness war einfach zu klasse.

Wir Deutschen haben auch etwas zur Abendbelustigung beigetragen. Wir gaben ein 1A Lied auf Platt zum Besten. „An der Eck steit n Jung“ mit dem wunderbaren Schluss „Ein jeder aber kann das nicht, denn er muss aus Hamburg sein.“
Mit derartigem hamburgischen Kulturgut bin ich absolut nicht bewandert, das lerne ich jetzt alles hier in Indien.
Der letzte Act des Abends kam auch von uns. Wir haben ein Gruppentanz initiiert, unter Pädagogen auch gerne Energizer genannt. „Do you know the Muffin Man?“ heißt der Tanz. Dazu bildet man einen Kreis mit einer Person in der Mitte und die legt dann los eine andere Person mit dieser sehr wichtigen Frage anzutanzen, worauf die Person dann eine bestimmte Antwort gibt, und sie dann wiederum andere mit „Do you know the Muffin Man?“ antanzt, das ganze geht dann solange weiter, bis kein Fuß mehr stillsteht.
Das fanden die Kinder so klasse, obwohl sie nicht mal wussten was ein Muffin ist, und einige auch Mafia Man verstanden haben, dass sie uns am nächsten Abend zwangen, ihn nochmal vorzuführen. Manchmal tanzten sie ihn in den Pausen heimlich nach, um dann sofort abzubrechen, wenn wir zu ihnen herüberschauten.

Hier der Text zum Nachmachen in der Uni, im gerade erst begonnenen Praktikum, im Büro, oder beim Floristen:

Frage: „Do you know the Muffin Man Muffin Man Muffin Man?
             Do you know the Muffin Man? He comes from far away.“

Antwort: „Yes I know the Muffin Man Muffin Man Muffin Man.
                 Yes I know the Muffin Man, he comes from far away.“

Zusammen: „Together we know the Muffin Man Muffin Man Muffin Man!
                     Together we know the Muffin Man, he comes from far away.“

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